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  • AutorenbildKatharina Arpagaus

"If you want to be happy, you have to walk slow"

"If you want to be happy, you have to walk slow."


Diese Worte sprach ein junger Israeli zu mir, als ich im Schweizer Stechschritt, mit meiner Yogamatte bewaffnet, durch die Kuhfladen-übersäte Promenade von Swarg Ashram in Rishikesh, Indien hastete. Katharina, wenn du glücklich sein willst, musst du langsam gehen.


Einfacher gesagt als getan, wenn man ein Leben lang gehastet ist, von einem Termin zum andern, in einem durchgetakteten Leben, wo alles sich um Leistung dreht.


Ich war 28 Jahre alt und hatte soeben meine aufsprossende Karriere als Berufs- und Laufbahnberaterin hinter mir gelassen, um mir endlich diese Reise zu gönnen, von der ich schon seit vielen Jahren träumte. Einfach mal weg, einfach Zeit haben, nix müssen, keine Uni mehr, keine Arbeit, keine Verpflichtungen, einfach nichts.


Und nun hastete ich durch dieses Nichts und füllte es prompt mit neuen Zielen: Meditieren, Yoga machen, Erleuchtet werden, glücklich werden wollen. Ständig etwas tun, etwas erreichen wollen, was in weiter Ferne liegt, anstatt einfach mal hier zu sein, dem Gesang des Ganges zu lauschen, einen Chai zu trinken und ein Apfelsamosa zu essen und dabei nicht noch ein lehrreiches Buch über den Buddhismus zu studieren sondern einfach nur sitzen und sein.


Oder eben langsam gehen. So gemütlich, wie die Kühe über die Promenade schlendern, die sich gerne querstellen, so dass man um sie herumgehen muss. So langsam, wie der Pilgerstrom, der sich den vielen kleinen Tempeln, Restaurants und spirituellen Souvenirläden entlang bewegt.


Langsamkeit, was für eine Kunst.


Heute morgen musste ich wieder dran denken. In meinem Kopf wirbelten tausend Pläne, To Do Lists, Entscheidungen zum fällen und ich war ganz durcheinander. Anstatt mich an meinen Schreibtisch zu setzen und mich kopflos in die Schlacht zu stürzen, beschloss ich, genau das Gegenteil zu machen. Gaaaaanz langsam zu meinem Arbeitszimmer zu gehen, Schritt für Schritt, meine Tasse Tee bewusst zu trinken, Schluck für Schluck, anstatt sie bewusstlos herunterzustürzen, mich für fünf Minuten vor meinen Altar zu setzen und einfach zu sein.


Und siehe da, das Wunder geschah. Ich kam zur Ruhe. Mein Atem wurde langsamer, das Gedankenkarussell verebbte, ich sass einfach nur da und lauschte dem Summen der Heizungsrohre und den ab und zu vorbeirauschenden Autos, ich erfreute mich am Duft des Süssgrases, das ich dieses Jahr zum ersten Mal selber angebaut habe zum räuchern und freute mich über diesen Sonnentag.


Und nun fühle ich mich ready, in Ruhe und Gelassenheit meiner Arbeit nachzugehen.

Und dabei präsent zu sein, statt mich zu stressen ab dem viel zu vielen.


Wie könntest du heute mehr Langsamkeit in deinen Tag bringen?


Manchmal genügt schon ein tiefer Atemzug.

Ein kleiner Seufzer.

Oder einfach mal durchs Zimmer kucken, den Blick schweifen lassen

(ohne gleich zu denken, oh, da sollte ich endlich mal aufräumen 😉)

oder einen Moment nach draussen gehen, dir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen

durchs raschelnde Laub gehen.

Langsam.

Ganz langsam.


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